Ur- und Frühgeschichte in Göttingen studieren

In zentraler Lage neben der Staats- und Universitätsbibliothek vereint das Gebäude der Ur- und Frühgeschichte Göttingen den Seminarraum, die Bibliothek sowie die Lehrsammlung und somit alle für das Studium wichtigen Räumlichkeiten. Auch die Büros der Lehrenden und weiterer am Seminar angestellter Personen befinden sich im selben Haus.

Seit seiner Gründung durch Karl Hermann Jacob-Friesen im Jahr 1932 ist es bis heute das einzige Seminar für Ur-und Frühgeschichte an einer niedersächsischen Universität. Sowohl ein Bachelor- als auch ein Master-Studium sind in Göttingen möglich; eine Besonderheit der Universität ist außerdem der Studiengang Antike Kulturen, in welchem Ur- und Frühgeschichte als Wahlschwerpunkt studiert werden kann.
Im 2-Fächer-Bachelor-Studiengang bilden in den ersten beiden Semestern Vorlesungen, Proseminare und Übungen die Einführungsveranstaltungen; ab dem dritten Fachsemester treten Hauptseminare hinzu. Die Wahlmodule Vermessungstechnik, Statistik (für Anfänger), Bodenkunde sowie Dendrochchronologie und Bearbeitung archäologischer Funde vertiefen zusätzlich die methodischen Grundlagen der Archäologie.
Der Monofach-Bachelor-Studiengang Antike Kulturen befasst sich mit den Kulturen des frühen europäischen Raumes sowie denen des Mittelmeerraumes und seiner Peripherie. In diesem Rahmen ist auch Ur- und Frühgeschichte als Schwerpunktfach studierbar.

Im Anschluss einer der beiden Bachelor-Studiengänge kann das Fach Ur- und Frühgeschichte im aufbauenden Master-Studiengang vertieft werden. Dieser umfasst die fünf Pflichtmodule Kulturgeschichte I und II, Siedlungsarchäologie, Topographie sowie ein Geländepraktikum für Fortgeschrittene. Als Wahlmodule werden die Veranstaltungen GIS, Statistik II sowie Museumskunde und Denkmalpflege angeboten.

All die Veranstaltungen des regulären Lehrplans werden außerdem durch regelmäßige Gastvorträge auswärtiger FachwissenschaftlerInnen, die Einblicke in aktuelle Forschungen und Arbeiten bieten, ergänzt. Neben dem regelmäßigen Import fachrelevanter Veranstaltungen aus anderen Studiengängen (z. B. Skelettdiagnose der Historischen Anthropologie, Archäobotanik) findet auch eine Zusammenarbeit mit anderen archäologischen Einrichtungen (z. B. dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege oder dem Braunschweigischen Landesmuseum) statt, beispielsweise in Form von Gastvorträgen oder gemeinsamer Seminare (Museumskunde).

Sowohl das Bachelor- als auch das Masterstudium bieten diverse praktische Anteile bzw. Möglichkeiten des praktischen Arbeitens.
Diese bestehen u. a. aus ein- oder mehrtägigen Exkursionen, welche zu archäologischen Denkmälern sowie Museen (jeweils auch außerhalb Deutschlands) führen. Forschungsgrabungen, die am Seminar angebunden sind, ermöglichen zudem Geländepraktika und erweitern somit das praktische (Lehr-)Angebot. Dadurch werden nicht nur bereits früh Einblicke in die Feldarbeit möglich, auch liefern diese Vorhaben regelmäßig Datenmaterial für Abschlussarbeiten und damit für das selbstständige wissenschaftliche Arbeiten. Darüber hinaus versorgt die Lehrsammlung mit einer Vielzahl an Originalobjekten sowie Fundrepliken aller Epochen der mitteleuropäischen Ur- und Frühgeschichte die Lehrveranstaltungen mit Anschauungsmaterial. Eine frühe Auseinandersetzung mit Artefakten ist somit gegeben.

Außerhalb der Veranstaltungen kann das Fachwissen in der hauseigenen Bibliothek vertieft werden, denn mit ihrem Präsenzbestand, welcher stetig ergänzt wird, hält sie den Großteil der für das Studium benötigten Literatur bereit. Die Mediathek steht schließlich für die Erstellung hochauflösender Abbildungen, z. B. für Referate und Hausarbeiten, zur Verfügung.

Das Studium der Ur- und Frühgeschichte in Göttingen deckt mit seinem Lehrangebot den Zeitraum von der Sesshaftwerdung bis zum hohen Mittelalter ab, wobei die Zeitabschnitte Neolithikum, Bronze- und Eisenzeit sowie Mittelalter in Epochenmodulen behandelt werden. Auf diese Weise erfolgt die gezielte Vermittlung umfassender Kenntnisse der Ur- und Frühgeschichte des westlichen Eurasiens, wobei der Schwerpunkt auf Mitteleuropa bzw. auf Norddeutschland liegt.
Im Studium kommt der Vermittlung grundlegender Fachbegriffe und Theorien, fachlicher Methoden und ferner verschiedener Themenbereiche und Quellengruppen eine hohe Bedeutung zu. Ein weiteres Ziel ist das Erlernen der Fähigkeit selbstständig und wissenschaftlich arbeiten zu können. Die Studierenden sollen in die Lage versetzt werden, Ausgrabungsergebnisse kritisch bewerten, Fundmaterial selbstständig bearbeiten und Fachliteratur einschließlich theoretisch-modellhafter Annäherungen an die Vergangenheit analysieren und hinterfragen zu können. Insgesamt wird im Göttinger Seminar für Ur- und Frühgeschichte somit viel Wert auf eine breite wissenschaftliche Ausbildung gelegt, welche schließlich auf die Qualifikation für diverse Berufsfelder abzielt.

Als Standort aktiver interdisziplinärer Forschung sind diverse Forschungsprojekte am Seminar für Ur- und Frühgeschichte in Göttingen angesiedelt. Den Schwerpunkt der Göttinger Forschungen bilden sowohl landschafts- und siedlungsarchäologische als auch wirtschaftsarchäologische Untersuchungen. Ein Großteil der Projekte konzentriert sich dabei auf das bronzezeitliche Europa, besonders in Norddeutschland; weitere Teile Europas, der Mittelmeerraum sowie West- und Südasien während der Bronzezeit sind ebenso Bestandteil von Forschungen, etwa in einem großen Projekt (bis 2020) zur frühen metrologischen Gewichtsnutzung. Auch andere Epochen, wie etwa das Mittelalter, werden in Projekten untersucht. Die Projektdurchführung erfolgt dabei oftmals in Kooperation mit anderen fachlichen Einrichtungen wie beispielsweise dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum. Wie bereits in vergangenen Forschungsunternehmungen, erfahren die Projekte auch gegenwärtig Förderung durch nationale und europäische Einrichtungen, so u. a. durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) oder das European Research Council (ERC).
Schließlich ist das Seminar für Ur- und Frühgeschichte Göttingen auch Herausgeber verschiedener altehrwürdiger, aber auch neuer Schriftenreihen (Göttinger Schriften zur Vor- und Frühgeschichte, Göttinger Forschungen zur Ur- und Frühgeschichte, Neue Ausgrabungen und Forschungen in Niedersachsen, Die Funde der älteren Bronzezeit des nordischen Kreises in Dänemark, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, Studien zur nordeuropäischen Bronzezeit, Universitätsforschungen zur Prähistorischen Archäologie). In diesen Reihen werden auch hauseigene Forschungen veröffentlicht, darunter Abschlussarbeiten ehemaliger Studierender.

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Georg-August-Universität Göttingen
Seminar für Ur- und Frühgeschichte
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Alexandra Philippi